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veröffentlicht am 25.04.2022

Kraniche im Schweimker Moor und Kiehnmoor – Vogelbeobachtung in der Heideregion

Autor:Janina Fuge

Schweimker Moor und Kiehnmoor laden zur Vogelbeobachtung: In der Ferne stehen sie. Vielleicht 15 Tiere, ihr Grau-Weiß hebt sich deutlich aus dem beigen Kraut des Schweimker Moors ab. Groß sind diese Vögel, irgendwie majestätisch, würdevoll. Im Herbst kommen viele von ihnen vorbei in der Heide.

Kraniche: Vögel des Glücks

Kaum ein Tier verkörpert das „Sehnsuchtsvolle“ mehr als der Kranich, der Jahr für Jahr auf breiten Schwingen durch Europa gleitet, die Fantasie beflügelt und für allerlei Poetisches stehen mag. „Seht jene Kraniche in großem Bogen!“, seufzte deshalb auch schon Bert Brecht in melancholischen Zeilen, „Die Wolken, welche ihnen beigegeben/ Zogen mit ihnen schon als sie entflogen/ Aus einem Leben in ein anderes Leben.“ 

1978, als der Kranich zum Vogel des Jahres gewählt wurde, zählte er – zumindest in West-Deutschland – zu den seltensten Arten überhaupt. Diese bedrohten Zeiten sind vorbei, inzwischen hat sich sein Bestand merklich vermehrt und doch: Der Kranich bleibt etwas besonders Sehenswertes, wenn er auf langen Beinen durch Felder und Wiesen schreitet, dabei manchen Landwirt verärgert, aber Vogelfreunde entzückt, oder in riesigen Pfeil-Schwärmen durch die dunklen Herbsthimmel zieht. In vielen Kulturen auf der Welt sind der Inbegriff für Glück und Freiheit.

 

Das Schweimker Moor: Ein bedeutendes Brutrevier


Zwischen Oktober und November ziehen die Großvögel mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern aus Skandinavien bis nach Südfrankreich und Spanien, einige von ihnen zieht es sogar nach Nordafrika, um dort zu überwintern. Es gibt Orte in Deutschland, beispielsweise an der vorpommerschen Ostseeküste, am Schaalsee oder in der Diepholzer Moorniederung, da machen Tausende von ihnen Station. Und auch die Lüneburger Heide mitsamt ihrer Moore ist immer wieder Anlaufstätte für sie. 

Das gilt also für das besagte Naturschutzgebiet Lüderbruch und Schweimker Moor. Das vom Torfabbau geprägte Gebiet zwischen Lüder im Norden und Gifhorn im Süden wurde Mitte der 1980er Jahre als inzwischen wiedervernässtes Hochmoor gemeinsam vom Land Niedersachsen und dem Landkreis Uelzen erworben – und ist als EU-Vogelschutzgebiet seitdem Heimat für insgesamt rund 90 Brutvogelarten, darunter selten gewordene Kandidaten: 

  • Krickenten, 
  • Kiebitze, 
  • Bekassinen, 
  • Braunkehlchen und 
  • Neuntöter 

bauen hier, zwischen Moorheide und Pfeifengras, ihre Nester. Gleichzeitig ist es einer der bedeutendsten niedersächsischen Kranichbrutplätze – denn sie machen nicht nur zur Durchreise gern Station hier, sondern ziehen in Paaren an diesem zum Bleiben auserkorenen Ort im Frühjahr ihre Jungen auf. 
 

Der Aussichtsturm im Schweimker Moor: Weiter Blick in die Natur

Mit ein bisschen Glück oder zumindest einem Fernglas lässt sich von diesem Wildleben und den pausierenden Kranichen vom Aussichtsturm im Schweimker Moor eine Menge beobachten. Fast unendlich weit tut sich die krause Vegetation aus Binsen und kurzen Sträuchern, aus Gräsern und Heide in matten Farben von Gelb und Braun vor den Augen auf. Wunderschön und irgendwie unwirklich ist dieses Kleinod im Süden unseres Landkreises, bei dem nur die Windräder im Hintergrund erahnen lassen, dass die Zivilisation eigentlich doch nicht so fern ist. 

 

Das Kiehnmoor – Refugium bedrohter Arten

Nur rund 20 Kilometer Kranichluft-Route nordöstlich liegt das Kiehnmoor – zwischen Suderburg und Eimke, ziemlich direkt am und anteilig auf dem Gebiet des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Im Gegensatz zum Schweimker Hochmoor, das sich ausschließlich aus Regenwasser speist, ist das Kiehnmoor ein Feuchtgrünlandgebiet, das von der Gerdau durchzogen wird. Ein großer Stausee, angelegt vor mehr als 80 Jahren, ist das Tor zu diesem beispiellosen Refugium, das in seiner Abgeschiedenheit am Rande des Waffenerprobungsgebietes Lebensraum für eine Vielzahl seltener Tiere wie den Eisvogel, die Sumpfohreule und tatsächlich sogar den Seeadler ist. Und ja: Auch der Kranich ist hier oft zu beobachten in den sumpfigen Gebieten und angrenzenden Feldern. 

 

„Schaurig ist`s übers Moor zu gehen“, flüsterte Annette von Droste-Hülshoff zu ihrem „Knaben im Moor“, allerdings ist das wirklich nur die halbe Wahrheit. Denn egal, ob Nebel aus den Auen steigen oder die Sonne über Gräsern leuchtet: Die Moore und anderen Naturparadiese der Heideregion Uelzen sind jeden Besuch wert. Und das zu jeder Jahreszeit – auch wenn Herbst und Frühjahr besonders geeignet sind, um Kranichschwärmen sehnsuchtsvoll hinterher zu schauen. 

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