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© LightFieldStudios
Sie blühen je nach Sorte rotviolett, blauviolett oder weiß und wurden einst als reine Zierpflanze nach Europa importiert. Heute kann man keine Tour durch die Lüneburger Heide unternehmen, ohne an Kartoffelfeldern vorbeizukommen. Die bis zu 80 cm großen, kräftig-grünen Pflanzen, die wie Spargel auf Erddämmen wachsen sind einfach allgegenwärtig.
Ihren Siegeszug als Volksnahrungsmittel begann die Kartoffel erst mit Ende des 19. Jahrhunderts. Auch Alkohol-Brennereien (Kartoffelschnaps) kurbelten den Absatz an und warfen als Nebenprodukt Kartoffelschlempe ab – ein hervorragendes Bullenmastfutter, das wiederum dem Ackerbau zu Gute kam (mehr Tiere, mehr Mist zum Düngen).
Kartoffeln wachsen zwar in vielen Gegenden, doch die trockenen, gut durchlüfteten Sandböden und die besonderen klimatischen Gegebenheiten der Lüneburger Heide verleihen ihnen ein ganz besonderes Aroma. Im wichtigsten Kartoffelanbaugebiet Deutschlands werden rund 40 % aller hierzulande geernteten Erdäpfel produziert, zu einem stetig wachsenden Teil in Bio-Qualität!
Die Lüneburger Heidekartoffeln stehen seit 2010 als geschützte geografische Marke europaweit unter besonderem Schutz und müssen in den Landkreisen Celle, Gifhorn, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg (ausgenommen Amt Neuhaus), Uelzen und dem Heidekreis oder im Gebiet der Stadt Visselhövede im Landkreis Rotenburg (Wümme) angebaut werden. Typischerweise haben sie eine helle, glatte Schale mit flachen Augen, gelbes Fleisch und entsprechen der Beschaffenheit „vorwiegend festkochend“ oder „festkochend“.
Die Landwirte in der Heide beschäftigen sich jedoch nicht nur mit der "klassischen" Heidekartoffel. Neben Süßkartoffeln findet man eine Vielzahl alter Sorten, die sich in Farbe, Form und Geschmack unterscheiden. „Ackersegen“, „Rosa Tannenzapfen“, „Bamberger Krumbeere“ oder „Schwarze Ungarin" – die Vielfalt ist überraschend groß und bietet Kartoffelliebhabern viele Gelegenheiten für eine kulinarische Entdeckungsreise! Gut zu wissen: eine Gemeinschaft von Gastronomen aus Bad Bevensen wählt jeden Monat aus über 100 Sorten eine „Kartoffel des Monats“. Die jeweilige Sorte wird in den teilnehmenden Restaurants zu besonders leckeren Speisen verarbeitet. Der Höhepunkt der Aktion ist das jährlich im September stattfindende Bad Bevenser Heidekartoffelfest, bei dem die "tolle Knolle" im Rahmen einer Festwoche gefeiert wird. Zum festen Bestandteil der Veranstaltung mit Musik, Heidekartoffel-Radtouren, und einem Festessen gehört die Wahl der einer Heidekartoffelkönigin.
Der Streit um die beliebte Kartoffelsorte „Linda“ hatte ab 2005 großes Aufsehen in den bundesweiten Medien erregt. Der Kartoffelzüchterkonzern „Europlant“ hatte kurz vor Ablauf der Sortenschutzzeit (für Kartoffeln 30 Jahre) die Zulassung für "Linda" zurückgezogen, um sie vom Markt zu nehmen. Damit war es Bauern plötzlich nicht mehr erlaubt, diese Sorte als Pflanzkartoffel weiter zu vermehren.
Freundinnen und Freunde von „Linda“ aus dem ganzen Bundesgebiet, selbst prominente Fernsehstars wie Veronika Ferres, Alfred Biolek oder Ulrich Wickert und Politiker wie Christian Wulff, Sigmar Gabriel und Bärbel Höhn setzten sich unter der Federführung des Barumer Bio-Landwirts Karsten Ellenberg für den Erhalt der Kartoffelsorte ein.
Nach jahrelangen politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen gelang es der Interessengemeinschaft schließlich, am 19.08.2009 für „Linda“ eine neue Zulassung für Pflanzkartoffeln in Großbritannien zu erstreiten. Aufgrund des EU-Rechts erfolgte im Februar 2010 danach auch die Zulassung für die deutsche Pflanzkartoffelliste durch das Bundessortenamt in Hannover.