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erstellt am 02.07.2021

Uhlenköper-Sage

29525 Uelzen, Deutschland

Vor gut hundert Jahren lebte einst in Teendorf bei Uelzen ein Mann, der Peter Wulf hieß. Das war so‘n richtiger Eulenspiegel, von ihm werden viele lustige Geschichten bis auf den heutigen Tag erzählt. Er soll auch daran schuld sein, dass die Uelzener noch heute den Spitznamen „Uhlenköper" [Eulenkäufer] haben.

Unser Peter kam eines Sonntagmorgens, kurz vor der Kirchzeit, nach Uelzen. Über der Schulter hatte er einen großen Sack hängen, augenscheinlich war da etwas Lebendiges drin, denn es krabbelte und kraulte kräftig darin. Mit diesem Sack ging Peter zum Kaufmann Böning, stellte sich breitbeinig vor den Tresen und verlangte ein Pfund Tabak. „Mensch, Peter Wulf", sagte der Kaufmann, der ein wenig neugierig war, „was hast du in deinem

Beutel?" „Drei junge Barftgahns [Barfüßer]!" antwortete ihm Peter, dabei sprach er das Wort ein wenig undeutlich aus, dass man auch gut Barkhahns [Birkhähne] verstehen konnte, „die will ich hier in der Stadt verkaufen, wissen Sie einen Käufer? Ich dachte, ich geh damit mal zum Bürgermeister." „Wie, junge Birkhähne?" fragte der Kaufmann, der gern was Gutes aus dem Backofen aß, „sind sie denn auch gut genährt, und was sollen sie kosten?" „Tadellos sind sie", meinte Peter und lächelte, „und wenn Sie sie haben wollen, Herr Böning, dann will ich sie Ihnen für acht Groschen das Stück überlassen, weil Sie das sind." 

„Der Handel gilt", sagte der Kaufmann, der nicht viel Zeit hatte und sich schon auf den Sonntagsbraten freute, „hier ist dein Geld, den Beutel kannst du dir nachher abholen." „Na, dann ist gut, und mit dem Beutel hat es Zeit!" Peter nahm sein Pfund Tabak unter den Arm und ging seines Weges.

Als die Kirchgänger nach Hause gegangen waren und im Laden nichts mehr zu tun war, schloss Kaufmann Böning seine Tür und brachte den Sack in die Küche. „Liebe Frau", sagte er, so recht vergnügt, „hier bringe ich Dir einen feinen Sonntagsbraten, drei junge, schöne Birkhähne, die ich soeben von einem Bauern billig erstanden habe. Nicht wahr, die sollen uns mal schmecken." Dabei griff er in den Sack und wollte seine Birkhähne vorzeigen. Aber rasch zog er seine Hand zurück, denn die Biester hatten ihm kräftig in den Finger gebissen. „Verdammt", fluchte er und wischte sich das Blut ab, „sind die Dinger aber bissig! Marie, hol Du die Tiere mal raus." „Ich werde mich hüten und mich beißen lassen", sagte die Frau, „fass doch lieber den Beutel bei den Timpen an und schüttel die Vögel heraus." Das tat der Kaufmann nun auch, und was meint ihr wohl, was kam heraus? Drei junge stattliche Eulen von der größten Sorte! Die eine flog der Frau gleich auf den Kopf, die andere – wollte zum Fenster hinaus, die dritte aber flog direkt zum Tellerbort und riss bei dieser Gelegenheit gleich so‘n halbes Dutzend Teller herunter, und alle drei machten furchtbar glühende Augen, so als wollten sie sagen: „Junge, Junge, fasst uns nicht an!" – Da war nun ein großer Aufstand in der Küche, und Herr und Frau, Lehrling, Ladendiener und Dienstmädchen waren zuletzt froh, als sie die drei frechen Gäste glücklich aus der Küchentür herausgejagt hatten. Dabei waren aber Madame Bönings schöne Töpfe und Teller beinah voll- ständig in die Brüche gegangen, und der Ladendiener hatte von der einen Eule den Flügel ins Auge bekommen, so dass er noch vier Wochen grün und gelb aussah. Der Kaufmann fluchte über den Spitzbuben und Betrüger, der ihm nicht wieder ins Haus kommen sollte, und Madame war sehr böse über den Verlust der teuren Teller und Töpfe. „Nein, Heinrich", schimpfte sie, „das versteh‘ ich nicht. Du willst nun Kaufmann sein und lässt Dir Eulen für Birkhähne aufhängen!"

Peter Wulf, der nichts Gutes erwartete, war indessen über alle Berge und ließ vorerst seinen Beutel Beutel sein. Der Kaufmann aber lief zum Gericht und zeigte ihn wegen Betrugs beim Amtmann in Oldenstadt an. Der lachte so recht von Herzen und riet dem Kaufmann, er solle lieber still schweigen und keinen Lärm machen, sonst hätte er noch den Spott obendrein. Der wollte aber sein Recht haben, und so musste der Amtmann wohl oder übel einen Termin ansetzen.

Peter Wulf wurden 10 Taler Strafe angedroht, und er sollte sich verantworten. „Wulf", fragte ihn der Amtmann recht ernsthaft und hielt ihm seine Schandtat vor, „was hast du nun wieder für einen dummen Streich gemacht! Verkaufst dem Kaufmann Böning für teures Geld junge Eulen als Birkhähne!" „Wie?" rief Peter Wulf, „Birkhähne? Nein, Herr Amtmann, da ist nichts von wahr! Daran bin ich unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Barftgahns [Barfüßler] hab‘ ich aus Spaß gesagt, und nun sagen Sie mal selbst, seit welcher Zeit tragen Eulen denn Schuhe und Strümpfe? Eulen gehen doch immer barfuß, und für Barfüßer haben ich sie ausgegeben und verkauft. Wenn der Kaufmann nicht besser zuhört, dafür kann ich nichts. Ich dachte mir, er wolle sie in einen Vogelbauer setzen und sie das Singen lehren. Stadtleute haben ja allerhand weitläufige Ideen im Kopf!"

Na, was sollte der Amtmann jetzt machen. Die Eulen waren weg, und Peter Wulf hatte sein Geld in Bier und Branntwein angelegt, sonst hätte man den Handel rückgängig machen können.

Der Kaufmann brauchte für den Spott nicht zu sorgen. Wo er sich auch sehen ließ, ärgerten sie ihn mit den Eulen. Das dauerte nicht lange, dann war die Geschichte im ganzen Hannoverland bekannt, und „Uhlenköpers“ [Eulenkäufer] heißen die Uelzener bis auf den heutigen Tag. 

Das Uhlenköper-Denkmal steht neben der St.-Marien-Kirche in Uelzen. Der Taler in der Hand des Uhlenköpers, des Kaufmanns Böning, soll Glück bringen, wenn man ihn berührt.

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